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Rekrutierung von Ein-Euro-Jobbern in Köln durch Agenturschluss «vermasselt»

Beitrag veröffentlicht bei PR-Sozial, Montag, 7. Januar 2008

«Rathauskümmerer» bewachen Gemeinnützig - mit göttlichen Segen von Caritas und Diakonie. Auch im neuen Jahr kommt Köln bei Hartz IV nicht zur Ruhe. Heute wurde die Rekrutierung von Ein-Euro-Jobbern der Kölner Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (KGAB) ad absurdum geführt

Köln - Im Morgengrauen kurz vor 8.00 Uhr öffnet die Verwaltungszentrale der Kölner Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (KGAB) ihre Türen und bittet die potenziellen 1-Euro-JobberInnen in eine Art Schulungsraum. Herr W. schreibt seinen Namen an die Tafel, verweist auf Zettel und Stifte zum mitschreiben, erläutert den heutigen Tagesablauf bzw. dass die Veranstaltung bis gegen 11.30 Uhr dauern wird. Dann geht er die Anwesenheitsliste durch. 18 Namen werden aufgerufen und 10 Leute sind anwesend. Eine Quote, mit der Herr W. eigentlich ganz zufrieden sein könnte, wenn ..., ja, wenn die Namensliste mit den Anwesenden übereinstimmen würde. Lediglich zwei(!) eingeladene Personen waren pünktlich erschienen, acht weitere hatten sich selbst eingeladen und outeten sich als durchaus interessierte AktivistInnen der «Agenturschluss»-Bewegung. Unterdessen hissen zwei weitere engagierte Erwerbslose ein Transparent vor der Tür des Gebäudes, um auch den Besuchern der gegenüberliegenden ARGE Süd in Köln auf «Zwangsarbeit» bei der KGAB aufmerksam zu machen.

Herr W. kapituliert und ruft sich Frau B.-D., die Zuständige für die Personalanwerbung, zu Hilfe. Während eines verbalen Geplänkels, ob und in wieweit die Anwesenheit der ungebetenen Gäste tatsächlich störend sei, werden von ihr tatsächlich auch einige Fragen beantwortet. «In wie weit ist es hinsichtlich der Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt qualitativ sinnvoll, wenn Ein-Euro-Jobber auf dem Dach der Philharmonie den Platz von Leuten befreien?» «Naja, jetzt könnte man meinen, dass es Training der Muskulatur ist.« ... Hat sie wirklich gesagt! Fügte aber schnell den entsprechenden Fachbegriff hinzu: «Warensicherheitsgewerbe mit Zertifikat nach § soundso». Die uniformierten 1-Euro-Jobber im Kölner Rathaus sind - wortwörtlich - «Rathauskümmerer». Selbstverständlich alles gemeinnützig und mit dem Segen der Gewerkschaften sowie Diakonie und Caritas, die zudem anteilig an der KGAB beteiligt sind (75 Prozent werden von der Stadt Köln selbst gehalten).

Auf dem Weg nach draußen werden sowohl an Beschäftigte, als auch potenzielle 1-Euro-JobberInnen Flyer und der Kontakt der KEAs (Kölner Erwerbslose in Aktion) verteilt. Ein Angestellter springt auf, stellt sich als Betriebsrat vor und wird beinahe körperlich zudringlich. Naja, bei lediglich 21 Festangestellten (für die immerhin 180 Ein-Euro-JobberInnen arbeiten) ist die Auswahl zur Betriebsratswahl nicht soo groß.

Noch 'ne kleine Demo vor der Tür mit Klingelputze (Oder wie heißt dat in Köln?) und so, hat alles in allem irgendwie auch Spaß gemacht.

«agenturschluss»

Ouelle: PR-Sozial, http://www.elo-forum.net/aktionen/aktionen/-200801071563.html

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