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Arbeitsamt Kiel Ergeizige Ziele ?

P r e s s e s c h a u
Kieler Nachrichten vom 16.03.2004

Ehrgeiziges Ziel der Agentur für Arbeit

Bei gesunkenem Etat sollen 23 Prozent mehr Menschen vermittelt werden

Die Kieler Agentur für Arbeit hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Sie will künftig 23 Prozent mehr Menschen ohne Job in den ersten Arbeitsmarkt integrieren – und das mit einem drastisch gesunkenen Etat für Weiterbildung, Arbeitsbeschaffungs- oder Trainingsmaßnahmen. Folge: Solche Hilfen werden nur noch gewährt, wenn diese aus Sicht der Agentur auch Erfolg versprechen.
Hinter dieser Neuausrichtung steckt Sprengstoff. Das weiß auch der Chef der Kieler Agentur für Arbeit, Wolf-Dieter Schmidtke-Glamann: „Es wird in der Diskussion mit manchen unseren Kunden Differenzen geben. Denn nicht jede vielleicht wünschenswerte berufliche Qualifikation wird auch realisierbar sein.“ Im Klartext bedeutet das: Künftig errechnet die Agentur zunächst die voraussichtliche Dauer der Arbeitslosigkeit auf Grundlage der Kriterien Alter, Qualifikation oder Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Auf Basis dieser Werte wird ein Betrag ermittelt, den die Agentur dem Arbeitslosen für Wiedereingliederungsmaßnahmen zugesteht. Ist der Etat dafür aufgebraucht, bliebe dem Arbeitssuchenden in letzter Konsequenz nur noch der Bezug von Arbeitslosen- oder Sozialgeld. Als mögliche Hintertür aus einer möglichen Sackgasse auf dem Weg zur beruflichen Qualifikation hält sich Schmidtke-Glamann noch eine „Mischkalkulation“ offen – also die Nutzung von Geldern, die aufgrund von unerwartet kurzer Arbeitslosigkeit anderer Kunden übrig sind. „Aber im Prinzip bleibt es künftig beim Grundsatz: Wir fördern nicht auf unabsehbare Zeit, irgendwann ist die Grenze erreicht.“
Im Unterschied zu früheren Zeiten gelte ab 2005 bei der bundesweit neuen Ausrichtung der Arbeitsagenturen das Prinzip einer „wirkungsorientierten“ Förderung. Dass dies auch zu Konflikten mit den Arbeitssuchenden führen kann, die bei ihren begrenzten Etats auch mehr Mitsprache bei Maßnahmen zur Wiedereingliederung einfordern dürften, ist dem Agentur-Chef klar. „Das wird wohl zu einer intensiven Diskussion führen.“ Kritikern der Neuregelung hält Schmidtke-Glamann entgegen: „Man kann doch nicht einerseits über mangelnde Effizienz der Agenturen schimpfen und es dann kritisieren, wenn wir effizienter werden.“
Doch auch die Agenturen wie die in Kiel stehen selbst unter Druck. So muss die Behörde 2004 mit 50 Millionen Euro rund neun Millionen weniger für Eingliederungs- oder beruflicher Bildungsmaßnahmen auskommen als noch im Vorjahr. Gleich- zeitig hat die Kieler Agentur aber in Aussicht gestellt, 23 Prozent mehr Menschen ohne Job wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Das würde für den gesamten Agenturbezirk (einschließlich Plön und Eckernförde) bedeuten, innerhalb eines Jahres über 20000 Menschen mehr wieder in Lohn und Brot zu bringen – entweder durch Vermittlung der Agentur oder durch die eigenen Aktivitäten der Arbeitslosen. „Ein ehrgeiziges Ziel“, räumt Schmidtke-Glamann ein. Um es zu erreichen, baut der Agentur-Chef auf mehrere Faktoren: mehr Effizienz, frühe Betreuung von Arbeitssuchenden – und „die Hoffnung auf positive Signale aus der Wirtschaft“. küp

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