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Erklärung Antifaschistische Aktion Gera [AAG]

Montagsdemo solidarisiert sich mit Nazis und vertreibt AntifaschistInnen
Erklärung Antifaschistische Aktion Gera [AAG]

Am 16. August 2004 fand wie bereits den Montag zuvor eine so genannte "Montagsdemonstration" gegen den Sozial- und Bildungsabbau statt. Zur Demo hatte die Initiative für soziale Gerechtigkeit Gera aufgerufen. Wie in vielen anderen Städten in den Neuen Bundesländern beteiligten sich auch Nazis an den Protesten. So kamen am vergangenen Montag circa 2000 Deutsche von PDS bis NPD; MigrantInnen wurden nicht eingeladen und waren deshalb auch nicht vor Ort. Unter den zwanzig Nazis, die mit einem bürgerlichen
Transparent provozierten, fanden sich neben Vorstandsmitgliedern des Thüringer NPD-Landesverbandes auch Mitglieder der Nazikameradschaften Elsterfront Gera und Autonome Nationalisten Gera ein.
Noch während der Auftaktkundgebung stellten sich ein Dutzend
AntifaschistInnen konfrontativ den Nazis entgegen, wobei es zu kleineren Handgreiflichkeiten kam. Zur Überraschung der Antifas setzte sich die Demonstration entgegen der Absprache mit den Veranstaltern vorzeitig in Bewegung. Nach mehrmaligen Versuchen, die Nazis aus der Demo zu drängen,
stellten sich die Antifas nach etwa 50 Metern vor das Fronttransparent der Faschisten.
Völlig unvermittelt hagelten Beschimpfungen und Schläge nicht nur vonseiten der Nazis, sondern auch von den DemonstrantInnen auf die Antifas ein. Die Polizei reagierte mit dem Versuch, diese an die Seite abzudrängen. Dabei logen die Beamten und behaupteten, der Anmelder hätte
sich für den Ausschluss der AntifaschistInnen ausgesprochen.
Obwohl sich dieser mehrfach für einen Ausschluss der Nazis und nicht der Antifas aussprach, konnte die rechte Polizei Geras nicht daran gehindert werden, den Weg für die Faschisten frei zu drängen.
Nach einer halben Stunde des aktiven Widerstandes sahen sich die Antifas gezwungen, ihr Transparent einzurollen und den deutschen Mob zu verlassen.

Die Geister, die ich rief...
Dass sich Nazis mit einem Transparent erneut bei der Montagsdemo in Gera einreihen konnten, zeugt von der Toleranz der DemonstrantInnen gegenüber den mordenden Faschisten und dem alltäglichen Rassismus in Gera.
Bislang findet sich kein Widerspruch zwischen den Forderungen der Nazis und dem völkischen Gebaren der MontagsdemonstrantInnen. Schließlich redete die Initiative für soziale Gerechtigkeit mit ihrem Aufruf den Nazis nach
dem Mund. Den positiven Bezug auf ein "selbstbewusstes Volk" oder das "erarbeitete Volksvermögen" wird auch von der NPD nicht anders formuliert.
Auch die geschichtsträchtige Parole "Wir sind das Volk" ist dabei keine Ausnahme. Sie führt zur Ausgrenzung von MigrantInnen und allen, die sich nicht unter dem deutschen 'Volkskörper' subsumieren lassen.

Wohin die Reise führt
Eine antifaschistische Basis ist absolute Voraussetzung für jegliche Kritik jenseits des Nationalismus und Antisemitismus. Sollten die MontagsdemonstrantInnen in Gera lieber mit Nazis als mit AntifaschistInnen demonstrieren, verdienen sie auch einer entsprechenden Kritik. Denn ohne
einen antirassistischen Grundkonsens lässt sich die Montagsdemonstration dergestalt nicht mehr von einem Naziaufmarsch unterscheiden.
Angesichts dieser Umstände halten wir die Formulierung einer
antikapitalistischen Kritik in einem ganzheitlichen Kontext für unangebracht. Wir werden uns insofern bis auf weiteres nicht mehr aktiv an den Montagsdemonstrationen beteiligen. Selbstverständlich werden wir jedoch die Veranstaltungen im Auge behalten und wenn nötig intervenieren.

Fotos von der Montagsdemo am 16. August auf der Website.

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Antifaschistische Aktion Gera [AAG]
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c/o Infobüro | Bieblacher Str. 62 | 07546 Gera
aag@antifa.net | aag.antifa.net

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